Wie es zu dem “Projekt Schnarchenreuth” kam:
von Hans-Norbert Diehl

Ende 2003 kam Herr Nägel, der ehemalige Vorsitzende des Verschönerungsvereins Hof, zu mir auf Schloß Posseck, wo ich zu der Zeit wohnte. Herr Nägel erzählte mir von der Burg in Schnarchenreuth und dass es ein Anliegen des Hofer Landrats Bernd Hering sei, die stark heruntergekommene Burg zu erhalten. Ich hatte zu der Zeit absolut keinerlei Interesse, mich daran in irgendeiner Weise zu beteiligen.

Herr Nägel aber blieb beharrlich und verwies immer wieder darauf, dass ich seitens des Landratsamtes Hof jede nur erdenkliche Unterstützung erfahren würde.

Ich habe dann einem Treffen mit Bernd Hering zugestimmt. Dieser trug mir sein Konzept eines grenzüberschreitenden Kulturzentrums vor Schnarchenreuth
Schloß-Inneres  /  Zustand 2004und erläuterte, dass dies im Wesentlichen mit Fördergeldern aus dem EU-Haushalt finanziert werden würde. Einen weiteren Teil würde der Landkreis übernehmen und nur ein geringer Anteil obläge dem zukünftigem Eigentümer. Was der Landkreis vorab dringend benötige und nicht selbst beisteuern könne, sei eine Privatperson mit dem nötigen Know-how, ein solches Projekt zu leiten und zu organisieren und die bereit wäre, die Burg trotz ihres bereits im Inneren sichtbaren extrem desolaten Zustandes auf eigene Rechnung und Risiko zu kaufen.
Der Landrat hat die Verhandlungen mit Baron von Waldenfels geführt, die schließlich im Beisein meiner Rechtsanwältin Elke Habiger zu einem akzeptablen Ergebnis führten, so, daß ich die Burg im Juli 2004 gekauft habe.

Ich kann bestätigen, dass Landrat Bernd Hering ebenso wie die zuständigen Mitarbeiter seiner Behörde sich unter Einbeziehung des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege vehement für die Sanierung der Burg eingesetzt haben, aber leider ist sein Konzept trotzdem nicht aufgegangen. Die erhofften Gelder aus Brüssel blieben aus. Über all diese Bemühungen sind wieder etliche Jahre vergangen und der fortschreitende Verfall ist nun auch äußerlich nicht mehr zu übersehen.

Das bayerische Amt für Denkmalpflege schrieb zum Zustand des Schlosses bereits am 22.09.2005:
“Größere Fehlstellen (im Dach) erlauben das ungehemmte Eindringen von Regenwasser. ... Teile der Deckenkonstruktion in allen Geschossen ... sind eingestürzt; es war darüber hinaus ein Befall mit dem echten Hausschwamm bis hinab in das Erdgeschoss zu beobachten. ... Angesichts massiver Fäulnisschäden an der Dachkonstruktion scheint aus Sicht des zuständigen Gebietsreferenten die Gefahr eines Einsturzes gegeben zu sein. “ Und weiter: Es könnte sich “möglicherweise herausstellen, dass größere Teile des Bestandes unrettbar verloren sind. Dies wäre allerdings dem jetzigen Eigentümer (Hans-Norbert Diehl) nicht zur Last zu legen.” Schnarchenreuth
Schloß-Inneres  /  Zustand 2004So kommt das Landesamt, vertreten von Dr. Mertens, zu folgendem Ergebnis: “Da von Instandsetzungskosten in Höhe von mehreren Millionen Euro ausgegangen werden muß, erscheint deshalb aus denkmalfachlicher Sicht die Finanzierung einer groß angelegten Instandsetzungsmaßnahme auch unter erhöhter Beteiligung öffentlicher oder nicht öffentlicher Fördergeber als nicht darstellbar.” Folgerichtig stimmte Dr. Mertens unserem eigenen Alternativ-Konzept (Abbruch des barocken Anteils, Freistellung des mittelalterlichen Turms) zu.

Dann kam als Nachfolger der neue Gebietsreferent Dr. Kahle, der unsere Rettungs-Maßnahmen wieder verbot.

Zur aktuellen Lage der Burg schreibt das bayerische Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Herrn Generalkonservator Mathias Pfeil, Hofgraben 4 in München am 09.09.2015 :

Es gibt wohl nur wenige andere Baudenkmäler in Bayern, um dessen Erhaltung und mögliche Instandsetzung die Denkmalpflege sich so beständig engagiert hat wie für Schnarchenreuth. Seit Sommer 1975 haben sich die damaligen Eigentümer gemeinsam mit dem Landesamt und dem Landratsamt Hof wiederholt, leider aber stets erfolglos um einen Verkauf der Liegenschaft an einen Interessenten bemüht, der willens war, das seinerzeit noch mit staatlicher Förderung sanierfähige Anwesen zu übernehmen. Burg Schnarchenreuth   
EntwurfAlle Bemühungen scheiterten regelmäßig. Dass sich eine Sanierung und Erhaltung des barockzeitlichen Landschlosses durch den Jahrzehnte lange vernachlässigten Bauunterhalt heute als sehr schwierig darstellt, ist unstrittig. Das Landesamt für Denkmalpflege hat...in einem Fachbeitrag im Periodikum “Denkmalpflege Informationen B 126” vom November 2003, Seite 22 f. des Kollegen Dr. Brandl die Problematik sogar für den bayernweit interessierten Bürger thematisiert. Nach langem Hin und Her war es erst 1998/99 möglich, mit beträchtlichen Mitteln des Landesamtes eine grundlegende Bauaufnahme von Schloß Schnarchenreuth samt den Nebengebäuden durchführen zu können. Diese Unterlagen bildeten die Grundlage zu erneuten Verkaufs- und Umnutzungsbemühungen, die sich ... sämtlich zerschlagen haben.”
Soweit Generalkonservator Mathias Pfeil.

Ich habe mit meinem Team bereits 2004 alternativ ein eigenes Konzept zur Rettung wenigstens des ältesten, gotischen Teils der Burg erarbeitet, welches ohne die großen Millionen aus Brüssel auskommt und trotzdem eine realistische Perspektive bietet. Seit Januar 2015 stellen wir dies Konzept erneut zur Diskussion.

Hof, im November 2015
Hans-Norbert Diehl, Performance-Artist

Nachtrag im April 2020: Ich habe die Burganlage an den gemeinnützigen Verein “BURG & Garten e.V.” übertragen. Dr. Kahle ist aus dem Amt geschieden. Mein Konzept findet Anerkennung. Der Verein hat mit Rodungs- und Aufräumarbeiten begonnen.
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Viermal hat die
Frankenpost der Burg Schnarchenreuth innerhalb eines Jahres einen fast ganzseitigen Artikel gewidmet. Dafür bedanke ich mich, ebenso wie bei allen Anderen, die zu einem großen öffentlichen Interesse im Landkreis und weit darüber hinaus beigetragen und mein Anliegen, Burg Schnarchenreuth zu retten, unterstützen.


      

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Interview mit
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